Woche 2 (26.01. – 02.02.)
In meiner zweiten Woche in Uhola habe ich mich in der Secondary School in Ralak vorgestellt. Dies ist eine reine Mädchenschule. Für eine bestimmte Anzahl von Schülerinnen besteht ein „boarding“-Angebot (Internat). Auch hier ist mir das gesamte Gelände einmal gezeigt worden. In den Klassenräumen sitzen noch mehr Schülerinnen als in der Primary-School in Uhola. Mit der Schulleitung habe ich mich sofort sehr gut verstanden, und wir haben uns darauf geeinigt, dass ich „form 1“ und „form 2“(Klasse 9 und 10) freitags in Englisch unterrichten werde. Der Unterricht hier liegt mir sehr viel mehr als der in Uhola. Das liegt insbesondere daran, dass die Schülerinnen sehr konzentriert arbeiten, mich besser verstehen, und ich dadurch mehr mit ihnen diskutieren kann. Innerhalb des Schulbereichs entsteht auf Inititative von UVF, vertreten durch Franck und Evans (zwei Agarcollege Besuchern), ein neuer Gemüse-Schulgarten – wie schon an der Primary-School in Uhola. Frank und Evans arbeiten fleißig daran, den Anbaubereich neu zu gestalten. Mit Schülerinnen haben sie einen „Gartenclub“ gegründet, der durch das große Interesse schon viele Mitglieder hat. Dieser trifft sich einmal in der Woche um Fragen zu klären, neue Projekte zu planen und sich über die Arbeit auszutauschen. Unter der Woche kümmern sich die Schülerinnen, die in Gruppen eingeteilt wurden, um ihr Stück Feld. An der Arbeit bin ich als Pflanzenliebhaberin sehr interessiert und habe direkt mit angepackt. Frank und Evans hatten eine Woche Schulferien und somit viel Zeit, mir alles zu zeigen. Ich kann dadurch unter der Woche dort alleine weiterarbeiten, während die beiden im College sind. Es macht mir viel Spaß, neues Gemüse zu pflanzen, alles zu wässern und Garten und Kompost vom Plastikmüll zu befreien.
Es hat sich bereits eine Arbeitsroutine entwickelt. Vormittags unterrichte ich montags bis donnerstags an der Primary-School in Uhola. Sehr gut kann ich mich dabei auch mit einigen Lehrern unterhalten, vor allem über die Unterschiede der Kulturen, die Schulpolitik oder das Konsumverhalten der Deutschen. Freitags unterrichte ich an der Secondary-School in Ralak. Jeden Nachmittag arbeite ich dort im Schulgarten. Ich habe viele positive Rückmeldungen für meine Arbeit bekommen, besonders von der Schulleitung in Ralak. Auch für die Schülerinnen hier bin ich ein großes Vorbild, denn es ist ungewohnt für sie, eine so junge Frau (kaum älter als sie selbst) und dazu noch eine weiße, so hart arbeiten zu sehen. Ich bin erstaunt, wie vielen Vorurteilen ich begegne, und freue mich um so mehr, sie zumindest an diesem Ort vertreiben zu können.
In dieser Woche habe ich auch eine etwas größere Wanderung in Uholas Umgebung gemacht. Es lohnt sich nicht nur wegen der atemberaubenden Natur, sondern auch weil ich viele unterschiedliche, hart arbeitende Menschen, die einem alle ein Lächeln schenken, kennenlernt habe. An jedem einzelnen Tag so viel zu sehen, und es sind so viele Eindrücke zu verarbeiten. Die meisten von ihnen sind wunderschön, aber gibt es auch viele erschreckende Momente – von gewaltgeprägten Strafmaßnahmen im Unterricht bis hin zu verwahrlosten Kindern, denen ich auf den Wegen begegne. Doch im großen Ganzen bin ich hier sehr zufrieden und an jedem Tag froh darüber, mich für diese Reise entschieden zu haben. Ich lerne unglaublich viel über die Kultur aber auch über mich selbst.